LOL-H/LL-H: Pokalfight auf Reformer Boden – zum zweiten Mal in Folge
Es ist Dienstagabend, der 05. Februar 2019, und die Jungs von der WSG Reform I sind wie gewohnt auf dem Weg zur Turnhalle Neptunweg. Doch an diesem Abend ist etwas anders als sonst. Denn heute treffen sie sich nicht zum gemeinsamen Training – nein! Heute ist Spieltag und zwar Pokalspieltag. Die zweite Runde des Pokals steht an, zumindest teilweise. Aus unterschiedlichen Gründen und auf Wunsch der zweiten Reformer Mannschaft wurde, trotz des schweren Punktspiels zwei Tage zuvor in Burg und weniger Spielerabsagen, das erste Spiel des eigentlichen Pokalspieltages vom 23.02.2019 mit dem Einverständnis aller beteiligten Mannschaften und des Pokalspielleiters nach vorne verlegt. Somit trafen - wie bereits in der 1. Qualifikationsrunde - zum wiederholten Male zwei Reformer Mannschaften auf heimischem Boden im Pokal aufeinander, um über das Weiterkommen zu entscheiden.
Vom Papier her zunächst eine klare Sache – könnte man denken. Schließlich wusste man um die Erfahrung der ehemaligen Zweit- und Drittligaakteure auf Seiten der WSG I, die sich einer Mannschaft aus Landesoberligaerfahrenen, Jugendspielern und zum größten Teil natürlich Landesligaspielern gegenüber sah. Allerdings hat der Pokal ja bekanntlich seine eigenen Gesetze… in diesem Fall zumindest fast. Denn mit der WSG II hatte sich ein Sparringspartner gefunden, der sich als zukünftiger Landesoberligist in Vollbesetzung vor der Partie viel vorgenommen hatte und sich nicht so einfach abspeisen lassen wollte.
Doch davon war in den ersten beiden Sätzen noch recht wenig zu sehen, spielte man fast immer einem kleinen Rückstand hinterher (5:1, 7:2, 9:4) und traute sich zu wenig im eigenen Angriff. Erst mit der Aufschlagsreihenfolge Süssig gefolgt von Arndt und den dazugehörigen Block-Abwehr- bzw. Komplex-2-Sitautionen schien das Spiel wieder ausgeglichener (7:9 und 9:10) und die Zweite war wieder ran. Allerdings zeigte sich in der anschließenden Phase die individuelle Klasse der ersten Mannschaft, die durch eine Sprungaufschlagsserie von Robert Engel diesen knappen Stand egalisierte. Beim 9:14 war man gezwungen die erste Auszeit zu nehmen und konnte einige Punkte später beim 10:18 bereits wieder zur Bank gehen, um sich etwas zu überlegen. Ab und an blitzte es mal auf, wenn ein guter Block oder Angriff die erste Herren überraschte. Jedoch konnte man zu keiner Zeit ein größeres Punktefenster herausspielen und beendete den ersten Satz mit einem 10-Punkterückstand.
Auch im zweiten Satz begann man wieder mit einem kleinen Rückstand, der erst durch die Aufschlagsserie von Viktor Ostwald zum zwischenzeitigen 9:9 ausgeglichen werden konnte und sogar in zwei weiteren Rotationen zum 2-Punkte Vorsprung durch eine Serie von Biesen und zwei sehenswerte Angriffe über Mitte und Diagonal führte. Allerdings fiel man in dieser Phase dem eigenen Fehlerteufel zum Opfer und musste sich zudem einmal mehr der individuellen Klasse einer starken Reformer Block- und Angriffsreihe (Hockarth, Noack und Honza) ergeben. Reform I konnte fleißig wechseln. Beim 13:15 stand die erste Auszeit zu Protokoll und sollte die Zweite Mannschaft wieder ordnen. Jedoch schien diese den Faden fast verloren. Erst die Aufschlagsserie von Felix Hoffmann, der als Jugendspieler auch schon in der Landesoberliga zum Einsatz kam, und die daran anschließenden Aktionen ließen wieder etwas Spieleifer erkennen, sah sich nun auch Trainer Schulz zu seiner ersten Auszeit für die erste Herren gezwungen. Jedoch blieb es bei diesem kurzen Aufbäumen, sodass man auch den zweiten Satz zu 19 verloren geben musste.
Auch wenn sich die 1. Mannschaft in einen munteren Rausch zu spielen schien und sich die "2. Garde" doch sichtlich nervös mit großem Respekt gegenüber Reform 1 zeigte, motivierten die Trainer der WSG II ihre Jungs noch einmal: „ dass man jetzt erst recht noch mal Vollgas geben wolle und nichts mehr zu verlieren sei.“ Nach der Aussage spielte das Team um Mannschafts-Kapitän Martin Dalchow viel freier auf und jeder Punkt wurde gefeiert als wäre es der letzte. Auch die Anweisungen der Trainer wurden konsequenter umgesetzt, sodass nun auch um jeden Ball gekämpft wurde. So kam es zum offenen Schlagabtausch (4:4, 10:10, 20:20). Zwischenzeitlich sah es beim 20:17 zugunsten der Ersten nach einem klaren 3:0-Erfolg aus. Doch sicherte sich mit einem knappen Ende 25:23 die zweite Mannschaft den Satzgewinn.
Auf einmal war der Schalter umgelegt. Denn diesem Flow folgend, schloss sich ein beherzter und kämpferischer 4. Satz an, in dem die Zweite lange Zeit ein kleines Führungspolster aufrechterhalten konnte (2:0, 4:2, 5:3, 6:4, 7:5). Dann schlug aber wieder das „Fehlerfrettchen“ zu, das durch starke Aufschläge von Robert Engel begleitet, den Annahmeriegel der WSG II vor schier unlösbare Aufgaben stellte. Folgerichtig hieß es beim 7:9 die Reißleine zu ziehen und sich in der ersten Auszeit wieder auf seine Stärken zu besinnen. Hier zeigte sich ein ums andere Mal, dass das Team aus erfahrenen und jungen Spielern eine gute Mischung machte, die dem Gegner über lange Ralleys immer wieder seiner Sicherheit narrte. Vor allem der mannschaftlich geschlossenen Leistung in Annahme und Abwehr war der Erfolg dieser sich anschließenden Phase zu verdanken. Über die Stationen 9:9, 10:10, 11:11, 13:13 und 14:14 ließ man sich nicht wieder abschütteln und setzte sogar noch einen drauf. Die beiden Annahme-Außenspieler Arndt und Hoffmann, die sich zum großen Teil im Wechsel die Punkteserie teilten, spielten hier in Aufschlag oder Angriff eine überzeugende Phase, die dem Gegner auch im Anschluss an das Spiel noch stark in Erinnerung blieb. Folgerichtig war Trainer Schulz beim 15:18 zu einer Auszeit auf Seiten der WSG I gezwungen, hatte er bereits den vermeintlich stärksten Sechser auf der anderen Seite aufgeboten. Doch auch diese Auszeit ließ die WSG II unbeeindruckt und zeigte nun erst recht die große Stärke dieses Teams (22:15). Libero Kevin Trenkler hatte in dieser Phase eine sehr gute Block-Feldabwehr organisiert, um den Gegner zu Fehlern zu zwingen oder zumindest am direkten Punkterfolg zu hindern. Diesem Prinzip folgend und sich in einen Rausch spielend, endete der Satz schließlich 25:20 für die Zweite.
Nun hieß es also Tiebreak – Tiebreak in einem Spiel auf Augenhöhe. Nach 2 Punkten auf der Seite der WSG I kam nun auch die zweite Mannschaft wieder ins Rollen und sicherte sich durch eine Aufschlagsserie von Martin Dalchow und die kämpferische Leistung des gesamten Teams einen schnellen Seitenwechsel mit einer 6-Punkte-Führung für den vermeintlichen Underdog. Zu diesem Zeitpunkt glaubten nur noch wenige an einen Erfolg des Favoriten. Nach dem Seitenwechsel gelang der Zweiten zunächst nur noch ein Punkt, bevor die Männer der ersten Mannschaft zur Aufholjagd ansetzten. In aller erster Linie war es den Aufschlägen von Stefan Mosig zu verdanken, dass in dieser Phase Punkt um Punkt an die Reformer Erste ging. Erst zwei Auszeiten später gelang der erhoffte Befreiungsschlag. Doch dieser hielt nicht lange vor und so kam es, wie es kam. Es ging hin und her (8:9, 10:10, 11:13), aber dann ließ Reform 1 nichts mehr anbrennen, konnte sich konsequent durchsetzen und gewann den Tiebreak schließlich mit 15:13.
Nach dem Abpfiff und der kurzen Enttäuschung über den Ausgang der Partie war der 2. Mannschaft klar geworden, was sie eigentlich erreicht hatten. Sie hätten fast den amtierenden Tabellenführer der Landesoberliga, der seinem Gegner im Anschluß zu dieser kämpferischen Leistung und dem vorzeitig feststehenden Aufstieg in die Landesoberliga gratulierte, geschlagen, denn das Spiel hätte genau so gut zugunsten der WSG 2 ausgehen können. „Es wäre sogar ein Hauch verdienter gewesen, wenn man überlegt was diese Jungs an dem Abend und im ganzen Saisonverlauf geleistet haben“ resümierte ein trauriger wie auch stolzer Mannschaftskapitän. Eins wurde an diesem Abend auf alle Fälle klar. Die Landesoberliga kann sich auf eine tolle Mannschaft freuen, die sicher für die ein oder andere Überraschung in der nächsten Saison gut ist.
Es spielten:
WSG II: Arndt, Bartsch, Biesen, Dalchow, Häusler, Hoffmann, Ostwald, Süssig, Stüdemann, Thielemann und Trenkler
WSG I: Beck, Bloege, Engel, Griep, Hockarth, Honza, Klink, Mierswa, Mosig, Noack, Schulze, Welkert
Mit der großartigen Erfahrung im Gepäck wartet die WSG II nun auf ihren letzten Spieltag am 03.März zuhause in Reform und wünscht der Ersten alles Gute für den weiteren Pokalverlauf – in der Hoffnung, dass sich der Verein für seine tolle Leistung mit dem VVSA-Pokal belohnt. Die erste Mannschaft bestreitet nun am 23.02. (zum ursprünglich angesetzten Pokaltermin) ihr Halbfinale gegen den Sieger aus der Begegnung Altmark Volleys vs. SG Leuna/Merseburg. Bereits eine Woche später steht das Spitzenspiel gegen den Tabellenzweiten und Titelverteidiger SV Fortuna Ballenstedt in heimischer Halle auf dem Programm.